Die Zeit veröffentlichte heute einen Artikel unter der Überschrift „Die Situation der Taxifahrer kann sich eigentlich nur verbessern„. Nach einer Einführung zur aktuellen Debatte um die Liberalisierung der Personenbeförderung, wird die Rückkehrpflicht erklärt und festgestellt, dass Gerichte entschieden haben, dass Uber gegen die Vorgaben aus dem Personenbeförderungsgesetz verstoßen hat. Es wird auch dargelegt, dass Verkehrsminister Andreas Scheuer mittlerweile von der Aufhebung der Rückkehrpflicht für Mietwagen wieder abgerückt sei.

Verweise auf das Schwarzbuch Neue Mobilität

Im weiteren Verlauf des Artikels wird auf unser Schwarzbuch verwiesen, ohne jedoch Taxi Deutschland eG richtig zu benennen. Stattdessen sind wir die Genossenschaft der Taxizentralen.

Die Genossenschaft der Taxizentralen etwa kritisierte, dass in London und New York der Fahrdienstleister Uber zu einer Überlastung des Verkehrs beigetragen habe. Das führe zu sinkenden Durchschnittsgeschwindigkeiten und höherem CO2-Austoß. In Kanada gaben einer Studie zufolge 49 Prozent der Mietwagennutzer in Toronto an, sie hätten die Strecke sonst mit den Öffentlichen zurückgelegt. Hinzu kämen durch die Liberalisierung sogar gestiegene Fahrpreise in Finnland und den Niederlanden sowie generell sinkende Einnahmen bei den Fahrern.

Professor Dr. Gernot Sieg, Leiter des Instituts für Verkehrswissenschaft an der Universität Münster und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, hat 2017 ein Gutachten zur Digitalisierung des Taximarktes erstellt. Er bestätigt unsere Aussagen zum höheren Verkehrsaufkommen und den gesunkenen Durchschnittsgeschwindigkeiten in New York. Sicher kennt er auch die Studie des Department of Transportation von New York und des San Francisco County Transportation Authority dazu. Er sieht unseren Blick auf die Folgen der Liberalisierung im Ausland kritisch und verweist darauf, dass die Regulierungen und Liberalisierungsschritte in anderen Ländern sehr unterschiedlich gewesen seien.

Vergleiche mit dem Ausland helfen, Zusammenhänge zu verstehen

Der Sprecher von Taxi Deutschland, Markus Burgdorf, der das Schwarzbuch geschrieben hat, hat sich auch mit den Unterschieden auseinandergesetzt: „Wenn Fahrdienstvermittler ohne eigenes geschäftliches Risiko mit Sub-Unternehmern eine möglichst schnelle Verfügbarkeit ihrer Fahrzeuge sicherstellen möchten, dann geht das nur über die Anzahl der Fahrzeuge. Also werden Uber, Lyft und FreeNow auch weiterhin versuchen, mehr Sub-Unternehmer zu akquirieren. Das ist in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien und in Deutschland das gleiche Vorgehen. Die von neuen Anbietern versprochene Verkehrsreduzierung kann so nicht eintreten.“ Dabei spiele die Ausbildung der Fahrer zunächst keine Rolle.

„Auffällig ist aber, dass allein in London fast jeden Tag ein im Auftrag von Uber fahrendes Fahrzeug in einen Verkehrsunfall verwickelt ist. Im Internet gibt es hunderte Fotos und Videos, die allein in der englischen Metropole Fehlverhalten von im Auftrag von Uber fahrenden Fahrern zeigen. Dazu gehören besonders häufig Fahrfehler, wie sie durch Übermüdung entstehen, Prügelattacken gegen Fahrgäste und rücksichtsloses Verhalten.

Es macht also doch einen Unterschied, ob Fahrer eine richtige Berufsausbildung machen oder einfach jeder genommen wird, der Interesse an einer Fahrtätigkeit bekundet. Diese sicherheitsrelevanten Vorfälle, dazu kommen noch zahlreiche Sexualstraftaten, Drogenhandel im Fahrzeug und Körperverletzung, haben dazu geführt, dass die Stadt London die Lizenz von Uber nur um zwei Monate verlängert hat und Uber nun belegen soll, wie man in Zukunft sicherer fahren und Übergriffe auf Fahrgäste verhindern will.“

Wenn Herr Professor Sieg sagt, dass die Zahl der alkoholbedingten Verkehrsunfälle gesunken sei, dann muss er auch die Zahl der durch Uber-Fahrer verursachten Unfälle dagegen rechnen.

Beförderungspreis sinkt trotz Liberalisierung nicht

„Wir konnten nicht feststellen, dass die Preise mit der Liberalisierung unbedingt gesunken sind“

sagt Professor Gernot Sieg, begründet das aber ganz anders, als Markus Burgdorf. Seiner Meinung nach gebe es auch nach der Freigabe der Preise nicht genug Wettbewerb, wenn die (Zitat) „alten Taxivermittler und -zentralen weiter ihre Macht ausüben konnten“. Erst bei zwei oder drei unterschiedlichen Vermittlern könne es zu echtem Wettbewerb kommen.

Digitalisierung Taxigewerbe

Das Taxigewerbe hat mit Buchungssystemen, Schnittstellen und eigenen Apps schon frühzeitig die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt. (Foto: Axel Emmert)

Vergessen wird dabei, dass es nicht die Taxizentralen oder Taxiunternehmer sind, die die Beförderungspreise festlegen. Das machen die jeweiligen Kommunen. Und wenn dann im Artikel behauptet wird, dass die Taxizentralen das Geld verdienen würden, stimmt das nicht.  Wir laden  gerne Herrn Professor Sieg in eine Taxizentrale ein und erklären ihm, wie das moderne Taxisystem heute funktioniert.

Tatsache ist nämlich, dass die Taxizentralen zwar eine Vermittlungsprovision erhalten, die aber im Vergleich zu Uber und FreeNow sehr gering ausfällt.  Tatsache ist auch, dass gerade das Taxi-Gewerbe bereits ab 2010 die digitale Vermittlung per App eingeführt hat.

Individuelle Personenbeförderung gibt es nicht dauerhaft zum Schnäppchenpreis

Die individuelle Personenbeförderung hat ihren Preis. Jeder, der selbstständig war oder ist, weiß, welche Zusatzausgaben den Unternehmern entstehen. Wenn die Kommune im Interesse der Verbraucher einen Preis festlegt, dann ist das kein Preis, mit dem der Unternehmer Reichtümer anhäufen könnte. Es ist ein fairer Preis. der sowohl den Fahrgast, als auch den Taxiunternehmer berücksichtigt. Von diesem Preis sind die Fahrer, das Fahrzeug, die Versicherungen, die Sozialabgaben und Steuern und die vielen kleineren Posten zu bezahlen.

Wer die höher besteuerten  Mietwagenfahrten dauerhaft zu günstig anbietet, kann das nur über Sub-Unternehmer abbilden. Diese können ihren Fahrern weniger zahlen, vermeiden Sozialabgaben  oder sparen an der Sicherheit der Fahrzeuge . Die Fahrer versuchen dann oft,  die geringe Bezahlung durch längere Schichten auszugleichen. Werden die Sub-Unternehmer von den Fahrvermittlern gesponsert und erhalten jeden Monat ein Fixum zum Ausgleich des nicht rentablen Betriebes, steigen dagegen die Verluste der Vermittler immens an.

„Der Versuch, individuelle Personenbeförderung zum Niedrigstpreis anzubieten, wird nicht funktionieren“, so Markus Burgdorf von Taxi Deutschland, „bisher hat keiner der neuen Anbieter im Markt auch nur einen Cent Gewinn erwirtschaftet. Stattdessen wurden  Milliarden Investorengelder mit dem Versuch verbrannt, eine funktionierende Branche zu zerstören.“