Gegen 22 Uhr komme ich mit dem Zug aus Hannover am Frankfurter Hauptbahnhof an. Wie immer herrscht hier reges Treiben. Geschäftsleute eilen zu den zahlreichen Taxis, die vor dem Bahnhof warten. Im Minutentakt fahren die Taxis ab, nachdem die Taxifahrer das Gepäck der Reisenden verstaut haben. Ein ganz normaler Abend vor dem Hauptbahnhof. Auch ich nehme ein Taxi, natürlich eins, wo ein großer Aufkleber über beide Türen auf Taxi Deutschland hinweist.

Mein Hotel ist ganz in der Nähe des Justizbezirks an einem kleinen Platz mit Döner-Restaurants, einem Kino, hochpreisigen Möbelgeschäften und allem, was man nahe der Zeil in Frankfurt erwarten darf. Vor einem Nachtkiosk stehen einige Nachtschwärmer und genießen ihr Feierabendbier. Eine Straße weiter komme ich bei meinem Abendspaziergang in die Schäfergasse.

Vor dem Butzenstübchen stehen über hundert Leute. Später erfahre ich, dass die Frankfurter Eintracht am Abend gespielt hat und hier einer der Treffpunkte nach dem Spiel ist. Die Menschen unterhalten, sich, trinken und haben Spaß. Aus dem Butzenstübchen klingt Musik. Es wirkt fast wie an einem warmen Sommerabend. Direkt gegenüber wartet ein mit Uber-Werbung gekennzeichneter roter Wagen. Er steht dort eine halbe Stunde. Die Werbung suggeriert, dass man mit Uber fahre, nicht mit dem Mietwagenunternehmer XY.

Immer wieder kommen Taxis in die kleine Straße gefahren, nehmen Fahrgäste auf oder laden Passagiere ab. Dazwischen auch immer wieder Uber-Fahrzeuge. Manche mit Werbung, andere ohne. Oft mit Kennzeichen aus umliegenden Gemeinden. Schon nach wenigen Minuten sehe ich, dass sich nicht jeder an die gesetzlich vorgeschriebene Rückkehrpflicht hält. Manche Fahrer warten mit etwas Abstand in der Stephanstraße.

Da ich für die Pressemitteilung zum Verkündungstermin noch ein Bild brauche, das idealerweise ein Taxi und einen Mietwagen mit Uber-Werbung zeigt, zücke ich mein Smartphone. Ein freundlicher Taxi-Fahrer bietet mir Hilfe an, als ich ihm sage, wofür ich ein Bild brauche. Er zeigt auf die Mietwagen, so gehe es hier jeden Tag.  Erst als ich darauf achte, fällt mir auf, dass an der Einmündung zur Schäfergasse immer wieder die gleichen Fahrzeuge vorbeirollen. Es sind Mietwagen, die die Rückkehrpflicht missachten und stattdessen wiederholt um den Block fahren. Natürlich in Erwartung eines Auftrages. Der Taxifahrer, dessen Bruder inzwischen mit einem weiteren Taxi vorbeigekommen ist, sagt mir, dass es am Frankfurter Flughafen ganz normal wäre und dort immer einige Uber-Fahrzeuge stehen würden.

Plötzlich kommt Bewegung in die Straße: Mehrere Fahrzeuge verlassen die Sackgasse, darunter auch der rote Wagen mit der Uber-Werbung. Ein für Uber fahrender Fahrer versucht, sein Fahrzeug hinter anderen, geparkten Autos zu verstecken, drängelt sich dann durch die Menschen, um die Sackgasse zu verlassen. Doch der Gegenverkehr in der Gasse lässt eine schnelle Flucht nicht zu. Auch neu ankommende Uber-Fahrzeuge verhalten sich jetzt anders.

Das Foto zu machen, ist schwieriger, als zunächst gedacht. Meist versperrt ein Passant oder eine Gruppe Eintracht-Fans die Sicht, die Uber Fahrer haben es jetzt sehr eilig. So gelingt mir nur ein Schnappschuss, besser als nichts, aber auch nicht ganz das, was ich wollte.

Erstaunt bin ich darüber, wie schnell man sehen kann, dass offenbar zahlreiche Fahrer von Mietwagen in der Innenstadt von Frankfurt auf die gesetzlich vorgeschriebene Rückkehrpflicht pfeifen. Das können auch Journalisten und die Aufsichtsbehörden sehr einfach überprüfen.

Markus Burgdorf